Interview mit dem Online Magazin KISMET

Nach dem dramatischen Absturz der SPÖ bei den Landtagswahlen in Salzburg, sprach KISMET Online mit dem erfolgreichsten sozialdemokratischen Kandidat in der Landeshauptstadt. Tarik Mete spricht über sein imposantes Ergebnis, den vermeintlichen Rechtsruck und über eine ganz spezielle Diät.

Fast 2.000 Vorzugsstimmen in Salzburg-Stadt, doppelt so viel wie die scheidende Landeshauptfrau. Haben Sie vor der Wahl damit gerechnet?
Mit so vielen Vorzugsstimmen habe ich eigentlich nicht gerechnet. Ich war mir jedoch von Anfang an im Klaren, dass es ein unglaubliches Potenzial in Salzburg gibt, sowohl bei der Jugend als auch bei den Migrantinnen und Migranten. Unser inoffizielles Ziel waren 500 Vorzugsstimmen. Im Rahmen der Kampagne bemerkte ich dann immer mehr Zuspruch von den Salzburgerinnen und Salzburgern, sodass ich hie und da vom vierstelligen Bereich träumen konnte. Aber mit 1832 Vorzugsstimmen hat kaum jemand gerechnet. Ich war selbst überwältigt, als ich das Ergebnis erfahren habe. In Anbetracht der Tatsache, dass ich nur in der Stadt Salzburg Vorzugsstimmen sammeln durfte, ist dieses Ergebnis umso imposanter.

Die schwere Niederlage der SPÖ ist aber Realität. Welchen Teil tragen Sie für einen Neubeginn bei?
Die Wählerinnen und Wähler haben sich entschieden und das ist natürlich zu respektieren. Es ist nun wichtig das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen und zu zeigen, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Das wird viel Überzeugungsarbeit fordern, die jedoch unbedingt notwendig ist. Die Salzburger SPÖ wird die kommenden Tage, Wochen und Monate für einen Regenerationsprozess aufbringen müssen, unabhängig davon, ob man in der Regierung oder Opposition ist. Welche Rolle ich dabei spielen werde, werden wir noch sehen. Mein Ziel war von Anfang an zu zeigen, was für ein Potenzial in der Salzburger Jugend und in den verschiedensten Migrationsgruppen steckt. Es war einfach an der Zeit zu zeigen, dass diese Menschen keineswegs politikverdrossen und demokratiefremd sind. Das ist uns mit diesem phänomenalen Ergebnis gelungen.

Sie waren der erste muslimisch-österreichische Politiker, der in Salzburg einen umfassenden und erfolgreichen Vorzugsstimmenwahlkampf durchführte. Wie empfanden Sie den Wahlkampf?
Es war von Anfang an klar, dass die Wahlkampfphase sehr intensiv sein würde. Besonders wichtig war die Tatsache, dass zahlreiche ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer mir in dieser schwierigen Zeit zur Seite gestanden sind. Als wir gemerkt haben, dass derart viele Menschen mir helfen wollen, haben wir das „Team METE“ gegründet, um zu zeigen, dass Tarik Mete nicht allein um die Gunst der Wählerinnen und Wähler kämpft, sondern ein umfangreiches Team hinter ihm steht. Der Vorteil der Kampagne war einfach, dass sie eine gewisse Eigendynamik entwickelt hat, die wir selbst nicht wirklich einschätzen konnten. Auch die Tatsache, dass es vorher in Salzburg nie so etwas Ähnliches gegeben hat, weckte die Neugier und Motivation vieler Menschen. Für mich war es eine sehr spannende und zugleich anstrengende sowie energiezerrende Zeit, in der ich kaum Zeit für Familie und Freunde hatte. Der beste Indikator für die Intensität des Wahlkampfs war mein Körpergewicht. In zwei Monaten habe ich ungefähr 7 Kilo abgenommen, aber ich arbeite derzeit kräftig daran die verlorengegangenen Pfunde wieder zurückzuerobern. (lacht)

Nach drei Niederlagen in Folge, konnte die FPÖ erstmals wieder einen Stimmengewinn verbuchen. Protestwähler oder rückt Salzburg – auch durch den Landtagseinzug des Team Stronach – mehr nach rechts?
Ich denke, dass FPÖ und Stronach vor allem durch die Protestreaktion vieler Menschen Gewinne verbuchen konnten. Dass Salzburg immer mehr ins rechte Eck rückt, konnte ich im Rahmen unserer Kampagne nicht registrieren. Ganz im Gegenteil: Man konnte wirklich spüren, dass die meisten Salzburgerinnen und Salzburger offen für neue Begegnungen, Bekanntschaften und Wege sind. Dieser Umstand gibt mir weiterhin viel Energie für meine zukünftige politische Arbeit.

2014 wählt Salzburg einen neuen Gemeinderat. Falls Sie nicht in den Landtag berufen werden, streben Sie einen Gemeinderatssitz an?
Ich möchte derzeit keine Aussagen über meine weitere politische Zukunft machen. Ich bin mittlerweile seit knapp 10 Jahren politisch aktiv und dies nicht weil ich auf irgendwelche Posten oder Mandate aus bin, sondern weil ich Menschen helfen will. Deshalb möchte ich dort sein, wo ich der Gemeinschaft und Gesellschaft am nützlichsten bin. Wo das sein wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Diesen Sommer schließe ich hoffentlich mein Politikwissenschafts-Studium, das Masterstudium European Union Studies und meine Doktorarbeit in Rechtswissenschaften ab. Ich möchte mich in nächster Zeit auch mehr auf meine berufliche Karriere konzentrieren, obwohl die Politik weiterhin eine Leidenschaft von mir ist und bleibt.

Tarik Mete als Salzburger Landeshauptmann 2033. Realität oder Illusion?
Alles Schritt für Schritt. Es hat ungefähr 50 Jahre gedauert, dass ein türkischstämmiger Österreicher in Salzburg auf einem halbwegs aussichtsreichen Listenplatz für den Landtag kandidiert. Ich hoffe, dass die nächsten Schritte nicht wieder 50 Jahre Zeit benötigen. Unsere Kampagne war ein wichtiger Grundstein für die Partizipation von Migrantinnen und Migranten in der Politik. Auf dieses Fundament bauend, werden hoffentlich viele weitere Frauen und Männer, deren Eltern vielleicht nicht in Salzburg auf die Welt gekommen sind, sich jedoch hier zuhause fühlen, sich politisch engagieren und ein Zeichen für ein besseres und gemeinsames Salzburg setzen. Und vielleicht wird eine bzw. einer von ihnen auch Landeshauptmann bzw. Landeshauptfrau. Wieso nicht?!

Das Gespräch führte Karim Saad.

Link: www.kismetonline.at/mete-menschen-sind-nicht-politikverdrossen/

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